Einige aus meinem Bekannten- und Freundeskreis waren bisher der Meinung, dass Glasgow die Hauptstadt Schottlands sei – kein Wunder, denn mit ca. 600.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt Schottlands (im Vergleich hat Edinburgh nur 493.000 Einwohner, ist aber trotzdem seit dem Jahre 1473 die Hauptstadt des Landes). Nach London und Birmingham ist Glasgow sogar die drittgrößte Stadt des Vereinigten Königreichs. Sie wird auch gerne als „Arbeiterstadt“ bezeichnet.
Viele Bekannte und Freunde, die wir während unserer Zeit in Schottland kennenlernen durften, empfahlen uns, einmal nach Glasgow zu reisen. Denn wenn man schon mal um die Ecke wohnt und lebt, kann man der bekannten Stadt auch einen Besuch abstatten. So entschlossen wir uns dies in unseren letzten Wochen in die Tat umzusetzen. Spontan entschieden wir uns an einem Wochentag dazu, den Bus zu nehmen und Richtung Glasgow zu fahren. Das Busunternehmen Citylink verbindet die beiden Städte miteinander, um Arbeiter sowie Touristen von Edinburgh nach Glasgow oder andersherum zu transportieren. Alle paar Minuten fahren diese Busse von zentralen Bushaltestellen (die z.B. auf der Princess Street oder am Haymarket zu finden sind) für einen unschlagbaren Preis (ca. 1£-6,5£ pro Fahrt!) ab. Nach gut 1 ½ Stunden erreichten wir somit entspannt und stressfrei die Arbeiterstadt.
Zu Beginn bummelten wir durch die breite und verkehrsberuhigte Einkaufsstraße. Begleitet von vielen Straßenmusikern und ausgesprochen schönen Stimmen und Klängen schlenderten wir an den Geschäften vorbei. Auch bekamen wir, wie in Edinburgh, vor dem Apple Store eine einmalige Werbe- oder genauer gesagt Abwerbeshow geboten. Hierzulande ist es wohl üblich, sich mit „cheeper apple repairs“-Schildern vor den Geschäften des großen Weltkonzerns niederzulassen und potentielle Kunden abzuwerben.
Im Anschluss kamen wir an einer Statue vorbei, die als Gedenkstätte genutzt wird. Dieser Anblick ging uns sehr nahe, da dort an die Opfer des Menschester-Attentats, welches kurz zuvor passierte, gedacht wurde. Tausende Blumen, Kerzen, Bilder und Sprüche wurden zu Ehren der Opfer dort niedergelegt. Botschaften wie „stand together! against hate!“ und „we stand together as a United Nation“ konnten die Gefühle sowie Gedanken der Britischen Bevölkerung mehr als deutlich machen.
Da auch in Glasgow zahlreiche Musen kostenfrei sind, besuchten wir dort die Art Gallery. Auch hier kamen wir erneut mit einer schottischen Eigenart in Berührung, die wir uns bis heute noch nicht erklären konnten. Vor dem Gebäude der Gallery steht eine Statue, auf der ein Reiter mit seinem Pferd abgebildet ist. Der Reiter trägt jedoch ein orangenes Verkehrshütchen auf dem Kopf, das sicherlich nicht als Modetrend der letzten Jahrhunderte zu verzeichnen ist und keine Absicht des Künstlers war. Auch in Edinburgh hat sich jemand einen Scherz (oder was auch immer für eine Intention dahintersteckt) erlaubt und der Statur von Adam Smith (der Begründer der Wirtschaftswissenschaften) ebenfalls ein Verkehrshütchen auf den Kopf gesetzt. Jedenfalls bringt es die Besucher zum Lachen.
Betritt man dann die Gallery, bekommt man über mehrere Etagen einige Kunststück zu sehen. Bis heute fragen wir uns, was die Ausstellung mit „Art“ zu tun hatte. Neben einem angezündeten Haufen Müll oder einem Kleiderständer gab es z.B. auch ein Werk mit einer alten benutzten Unterhose zu begutachten. Geschmack liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, vorallem bei moderner Kunst, aber hinterher wussten wir, warum der Eintritt frei war 😀
Mein persönliches Highlight der Glasgow-Tour war der Besuch der Universität von Glasgow. Auch wenn es kein offizielles Filmset der Harry Potter- Reihe darstellt, wirkt es dennoch als würde man in Hogwarts sein. Ich wurde erneut vom magischen Potter-Feeling verzaubert. Rückblickend war es für mich sogar noch beeindruckender als das bekannte Harry Potter- Castle, welches wir einige Wochen zuvor besucht hatten. Wer dort studiert, hat es beim Anblick des Gebäudes und des Innenhofes es echt nicht leicht sich zu konzentrieren!
Es war ein wirklich schöner Tag in Glasgow, den wir gemeinsam dort verbracht haben. Jedoch kann ich mit bestem Gewissen sagen, dass Edinburgh für mich persönlich die schönere Stadt ist und auf den ersten Blick viel mehr zu bieten hat. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass man auch in Glasgow eine tolle Zeit (z.B. als Auslandsaufenthalt) verbringen kann. Aber wenn man sein Herz einmal an eine Stadt verloren hat, dann nimmt man es sicherlich so schnell nicht mehr zurück.
Cheers!
Julia
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