Die Edinburgh Napier University ist eine der größten Universitäten in Schottland und genießt einen sehr guten Ruf im In- und Ausland. Mit einer Quote von über 30% internationaler Studierender ist die Einrichtung perfekt für ein Auslandssemester oder sogar für ein komplettes Auslandsstudium geeignet. Die geringen Studiengebühren sprechen ebenfalls für einen Aufenthalt als sogenannter Freemover, z.B. wenn keine Erasmusförderung genutzt werden kann.
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- Standorte und Fachbereiche
- Meine Organisation und allgemeine Abläufe
- Meine Modulauswahl
- Persönliches Feedback
Standorte und Fachbereiche
Sehr positiv hervorzuheben ist die breitflächige Abdeckung verschiedenster Themengebiete und Fachbereiche der Napier University. Die Fakultät besteht nämlich nicht nur aus einem einzelnen Campus, sondern verteilt sich auf vier Gebäudekomplexe in unterschiedlichsten Stadtteilen Edinburghs. Da ich mein Auslandssemester ausschließich in der Business School am Craiglockhart Campus verbracht habe, werde ich den Schwerpunkt meiner Ausführungen auf diese Einrichtung legen.
Sighthill Campus
Der Sighthill Campus ist der neueste und modernste Teil der Edinburgh Napier University. Seit 2011 befindet sich hier der Sitz der Fachbereiche des Gesundheits- und Sozialwesens, neben einer beispiellosen IT-Ausstattung ist ebenfalls ein großes Sportzentrum für Studenten an diesem Campus errichtet wurden. Die Universität verfügt über zahlreiche Labore und Testeinrichtungen um den Studenten praxisbezogene Inhalte zu ermöglichen. Für Verpflegung ist ebenfalls gesorgt, es befindet sich eine kleine Starbucks-Filiale auf diesem Campus.
Merchiston Campus
Im Merchiston Campus sind der Computing, Engineering und Creative Fachbereit angesiedelt. Die Napier Universität ist vorallem für ihre ingenieurswissenschaftliche Fächer, insbesondere dem Bauingenieurswesen, bekannt und auch mehrfach ausgezeichnet wurden. In dem im 16. Jahrhundert erbauten Gebäude wurde einst John Napier geboren, welcher nicht nur als Namensgeber für die heutige Universität diente, sondern auch als Entdecker der Logarithmen bekannt wurde. Merchiston ist mit hochmodernen Cyber-Security Laboratorien ausgestattet und verfügt ebenfalls über eine umfangreiche IT-Ausstattung. Die Napier Students Association ist ebenfalls hier ansässig, diese Studentenvereinigung ist mit dem deutschen Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) vergleichbar und bietet einen enormen Mehrwert (z.B. durch die Organisation von Ausflügen) für alle interessierten Studenten.
Craiglockhart Campus
Der Craiglockhart Campus der Edinburgh Napier University ist der Sitz der Business School und beherbergt die Fachbereiche für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Zusätzlich bietet die Universität die Nutzung von Konferenz- und Tagungsräumen an, die teilweise sehr noblen Gebäudeabschnitte können ebenfalls für Feierlichkeiten, meist Hochzeitsveranstaltungen, gebucht werden. Der Campus wurde ursprünglich als Krankenhaus genutzt, im Jahre 2004 wurden die alten Bauelemente jedoch durch moderne Architekturen ergänzt und zur Universität umfunktioniert. Besonders auffällig ist das Lindsay Stewart Lecture Theatre, welches von den einheimischen Professoren und Studenten auch als das „UFO“ bezeichnet wird.
Die zwei großen Hörsäle der Napier Business School sind sehr komfortabel eingerichtet und bieten Platz für bis zu 400 Studenten gleichzeitig. Auf den oberen Etagen des Gebäudes befinden sich viele sogenannte Multimedia-Labore, diese eignen sich für Gruppenarbeiten und werden regelmäßig für die angebotenen Tutorien genutzt. Auch hier ist die Ausstattung auf dem neuesten Stand, an allen Tischen befinden sich Bildschirme, teilweise mit Touch-Bedienung. Es wird sogar eine Unterstützung für hörgeschädigte Studenten angeboten, zudem ist die gesamte Einrichtung behindertengerecht aufgebaut. Auch an diesem Campus sucht die umfangreiche IT-Ausstattung (PCs und MACs) ihresgleichen!
Im Untergeschoss befindet sich eine gut sortierte Bibliothek, die angebotene Auswahl ist teilweise sogar mehrsprachig und deckt so ziemlich jeden Themenbereich der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften ab. Ich hatte keinerlei Probleme, gute Bücher und elektronische Medien für meine Hausarbeiten zu finden. Die Bibliothek des Craiglockhart Campus bietet zusätzlich einige Gruppenarbeitsräume an, diese lassen sich per Touchpad an der Türe reservieren. Ebenfalls beliebt sind die vielen Sitzmöglichkeiten zum Lernen, insbesondere der „Silence Room“ wurde häufig genutzt. Für die kleinen Pausen zwischendurch gab es ein täglich wechselndes Mittagsangebot in der modern eingerichteten Mensa, Kaffeetrinker kamen am hauseigenen Mini-Starbucks auf ihre Kosten.
Meine Organisation und allgemeine Abläufe
Durch einen meiner Kommilitonen an der Hochschule Koblenz wurde ich zufällig auf die Edinburgh Napier University aufmerksam gemacht. Faziniert von der Stadt und vielen äußerst positiven Erfahrungsberichten, wurde die Entscheidung nach Edinburgh zu reisen letztendlich relativ schnell gefasst.
Die Bewerbung erfolgte ausschließlich online und war relativ unkompliziert. Es mussten einige Formulare ausgefüllt werden, insbesondere die persönlichen Stammdaten sowie der Studiengang im Inland wurden hierbei abgefragt. Es musste weiterhin eine Präferenz für die zu belegenden Module angegeben werden, es handelte sich hierbei jedoch noch nicht um eine endgültige Kurswahl. Nach dem Abschluss der Bewerbung wurde ich regelmäßig über den Fortschritt meiner Einschreibung per Email informiert und habe allerhand nützliche Informationen vorab bekommen. Die Napier University hat hier wirklich einen erstklassigen Eindruck hinterlassen, es blieb keine meiner Fragen ungeklärt und die Antwortgeschwindigkeit des Sekretariats vor Ort konnte sich ebenfalls sehen lassen. Nachdem die Bewerbungsfrist verstrichen war, erhielt ich relativ zügig eine vorläufige Matrikulationsbescheinung und mein Auslandssemester in Edinburgh konnte beginnen.
Vor Ort fand zunächst eine Einführungsveranstaltung für alle Gaststudenten statt. Aufgrund der Vielzahl an Neuankömmlingen gab es eine Aufteilung in europäische und nichteuropäische Studenten. Letztere waren vorallem durch den asiatischen Raum sehr stark vertreten. Uns wurden im Laufe des Vormittages zunächst die Besonderheiten des Studentenlebens an der Napier University nähergebracht. Die Verantwortlichen des Exchange-Programmes haben sich zunächst vorgestellt und den Semesterterminplan erläutert. Ich erfuhr einiges über den Aufbau der Lehrveranstaltungen, insbesondere die strikte Aufteilung zwischen Vorlesung und Tutorium war hierbei neu für mich. Nach jeder Vorlesungswoche erfolgte ein Tutorial in dem Übungsaufgaben und vertiefende Einblicke in den Vorlesungsstoff gewährt wurden. Im Anschluss an die gut zweistündige Einführungsveranstaltung sollten alle Studenten ihre finale Modulauswahl bestätigen. Die Einschreibung erfolgte in einem der Computerräume, am Tag darauf erhielt ich dann die Zusage für alle meine Wunschkurse.
Für Problemlösungen oder Rückfragen allgemein, hat die Napier University einen sogenannten iPoint im Foyer des Gebäudes eingerichtet. Hierbei handelt es sich um eine fast durchgehend mit Personal besetzte Informationsstelle, welche sehr bemüht war die Anliegen der Studenten zu bearbeiten. Auch auf der Website der Universität konnten viele Daten eingesehen werden, über MyNapier hatte ich direkten Zugriff auf meine Stammdaten, Vorlesungsunterlagen, Stundenpläne, Emailkonten und vieles mehr. Insgesamt war ich mit der IT-Ausstattung und Servicequalität in Edinburgh sehr zufrieden.
Meine Modulauswahl
Bevor ich überhaupt ins Ausland gehen konnte, musste ich im ersten Schritt eine Einverständniserklärung meiner Hochschule in Form eines sogenannten Learning-Agreements einholen. Die Wahl der Auslandskurse sollte natürlich grundsätzlich möglichst passend zum Studium im Inland getroffen werden. Empfehlen kann ich euch jedoch das Modul „Scotish Culture and Society“ (also quasi Tagesausflüge in die Highlands und Whisky-Know-How sammeln), sofern eure Universität dies anerkennt. Meine ausländischen Kommilitonen konnten in diesem Kurs sehr viel über das schottische Leben erfahren und hatten zudem auch noch eine Menge Spaß!
Bei der Modulauswahl an der Edinburgh Napier University spielt zunächst das sogenannte Level bzw. der Schwierigkeitsgrad eine Rolle. Da ich mich an meiner Heimuniversität bereits im Masterstudium befand, wurden mir keine Kurse mit niedrigem Niveau anerkannt. Die Hochschule in Koblenz erlaubte mir jedoch, Module aus den höheren Bachelorsemestern zu wählen. Die Semestergebühren waren hierbei wesentlich günstiger als auf dem Masterniveau. Die Napier University benutzt für die Eingruppierung der Module die folgenden Level:
- Level 07: Undergraduate Level, Erstsemester
- Level 08: Undergraduate Level, zweites Jahr
- Level 09: Undergraduate Level, drittes Jahr
- Level 10: Undergraduate Level, viertes Jahr
- Level 11: Postgraduate Level
(Undergraduate = Bachelormodule ; Postgraduate = Mastermodule)
Ich habe mich auschließlich für Module aus den Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben und kam insgesamt mit den Anforderungen sehr gut zurecht. Man studiert vor Ort mit den einheimischen Studenten, eine Sonderbehandlung für ausländische Gäste gibt es nicht. Trotz anfänglicher Unsicherheiten konnte ich jedes Modul mit überdurchschnittlichen Noten abschließen, obwohl natürlich einige sprachliche Hürden vorhanden waren. Insgesamt würde ich das Vorlesungsniveau an der Napier University daher ein klein wenig niedriger als an meiner Hochschule zu Hause einschätzen. Es wird jedoch eine Menge Eigenengagement und Recherchearbeit von den Studenten vorausgesetzt. Gewählt habe ich letztendlich die folgenden Kurse:
- Advanced Corporate Reporting (Level 9)
- Behavioral Issues in Finance (Level 9)
- Global Financial Markets (Level 10)
Insgesamt war ich mit dem gebotenen Inhalt zufrieden, lediglich bei meinem Behavioral Finance Modul konnte der Professor mich und meine Kommilitionen nicht wirklich von seinen Qualitäten überzeugen. In den anderen beiden Modulen erhielt ich jedoch sehr gute Vorlesungsunterlagen und vorallem ein erfahrenes Professorenteam. Bei Rückfragen zu den einzelnen Kursen könnt ihr mir gerne eine Nachricht schreiben, da diese Informationen ziemlich speziell sind erspare ich mir an dieser Stelle detailiertere Ausführungen.
Persönliches Feedback
Insgesamt waren meine unsere Erlebnisse an der Edinburgh Napier University durchweg positiv, so dass ich einen Studienaufenhalt dort jedem sehr empfehlen kann. Von der Bewerbung bis hin zur Notenausgabe lief wirklich alles sehr organisiert und strukturiert ab, die 900 Pfund Semestergebühren waren in meinen Augen eine sehr lohnenswerte Investition. Auch wenn ich viele der in den Vorlesungen behandelten Themen bereits aus dem Studium an der Hochschule in Koblenz kannte, konnte ich meinen akademischen Wortschatz enorm erweitern und viele neue Kenntnisse meinem Lebenslauf hinzufügen. Den Schritt, ein Auslandssemester an der Napier University zu beginnen, habe ich zu keinem Zeitpunkt während meines 5-monatigen Aufenthaltes bereut. Diese Erfahrungen werde ich ein Leben lang sehr positiv in Erinnerung behalten.
Meinen offiziellen Erfahrungsbericht für meine Heim-Universität in Koblenz könnt ihr hier herunterladen: Erfahrungsbericht_Edinburgh_Napier_University.pdf
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