Die Finanzierung eines Auslandsaufenthalts, insbesondere wenn keine Stipendiumszusage erfolgte, ist gegenüber Motivations- und Planungshindernissen (siehe: Anlass und Motivation) ein weitaus größeres Problem. Sollte das persönliche Budget keinen Aufenthalt als Freemover zulassen, können immer noch öffentliche Föderungen oder private Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch genommen werden. Grundsätzlich sollte man sich jedoch zunächst die Kostenseite anschauen und die möglichen Gesamtausgaben vorab kalkulieren.
Kostenstruktur meines Auslandsaufenthaltes
Bei der Planung meines Auslandssemesters in Edinburgh konnte ich die Gesamtkosten meines Aufenhaltes nur sehr schwer vorab abschätzen. In den meisten öffentlich verfügbaren Erfahrungsberichten wird leider nur sehr oberflächlich auf dieses Thema eingegangen, konkrete Zahlen habe ich damals vergebens gesucht. Durch meine betriebswirtschaftliche Ausbildung und leidenschaftliche Zahlenaffinität, fiel es mir jedoch relativ leicht meine Ausgaben durchgehend festzuhalten und zu kategorisieren. Da ich während des Auslandssemesters meine gesamten Einkäufe und Bargeldabhebungen ausschließlich über die kostenlose Kreditkarte der DKB-Bank abgewickelt habe (siehe: Bargeld und Kreditkarte), konnte ich anhand der Buchungsdaten alle Transaktionen relativ leicht nachhalten. Zudem hat mir die App „Unser Haushaltsbuch Pro“ sehr weitergeholfen, um meine täglichen Ausgaben zu kategorisieren und für euch festzuhalten.
Als groben Anhaltspunkt möchte ich meine gewonnenen Informationen gerne teilen, allerdings denke ich, dass diese Werte sehr subjektiv sind und je nach Lebensstil sehr stark schwanken können. Wir haben z.B. viele Restaurants und Pubs in Edinburgh besucht, insbesondere wenn unsere Freunde und Familien vor Ort waren. Generell haben wir eher weniger auf das Budget geschaut, sondern die Gelegenheiten genutzt um eine schöne Zeit in Schottland zu verbringen:
Monatliche Kosten | Januar | Februar | März | April | Mai |
---|---|---|---|---|---|
Warmmiete (p.P.) | 400,00€ | 400,00€ | 400,00€ | 400,00€ | 400,00€ |
Buskarte | 50,00€ | 50,00€ | 50,00€ | 50,00€ | 50,00€ |
Handytarif | 12,00€ | 12,00€ | 12,00€ | 12,00€ | 12,00€ |
Sonstige Ausgaben | 748,91€ | 777,78€ | 1.183,12€ | 877,60€ | 1341,69€ |
Summe | 1210,91€ | 1239,78€ | 1645,12€ | 1339,6€ | 1803,69€ |
Unter „sonstige Ausgaben“ habe ich alle Kosten für Nahrungsmittel, Ausflüge und weitere kleinere Käufe zusammengefasst. Zuzüglich zu diesen monatlichen Positionen kommen jedoch noch Beträge hinzu die ich vor Antritt des Auslandssemesters beglichen habe. Hierzu zählen die folgenden Positionen:
Einmalige Kosten | Betrag |
---|---|
Semestergebühren | 1111,66€ |
Auslandsversicherung | 132,61€ |
Flüge inkl. 3 Koffern | 191,56€ |
Summe | 1435,83€ |
Leider musste ich als Freemover auch Semestergebühren zahlen, für schottische Vollzeitstudenten oder Erasmusförderungen entfällt diese. Die Auslandskrankenversicherung galt für den kompletten Zeitraum und würde ich in dieser Form vermutlich nicht mehr abschließen, fast alle Behandlungskosten werden von der nationalen Gesundheitsorganisation (NHS) getragen. Die Flugkosten waren dank Ryanair überschaubar, genutzt haben wir den Flughafen in Düsseldorf-Weeze und Frankfurt-Hahn. Hierbei gab es keinerlei Probleme, der knapp 300% teurere Flug via Lufthansa kam für diese Kurzstrecke für uns nicht in Frage. Zu beachten ist jedoch der Sommerflugplan, dieser gilt ab März und bietet wesentlich bessere Flugverbindungen wie im Winter.
Insgesamt betrachtet habe ich im Schnitt ca. 1700€ pro Monat ausgegeben. Gemessen an dem was wir während unseres Aufenthaltes in Edinburgh und Umgebung erleben durften, empfand ich diese Ausgaben als angemessen. Ein vergleichbarer Haushalt düfte in Deutschland etwas geringere monatliche Kosten aufweisen, hat dafür aber auch nicht die Highlands vor der Haustüre! 🙂
Öffentliche Finanzierungsmöglichkeiten
Neben dem Auslands-BAföG bietet zum Beispiel die KfW-Bank einen sogenannten Bildungskredit an. Dieser ist sehr zinsgünstig ausgestaltet und hebt sich durch seine Flexibilität und ggfs. sehr lange Tilgungsdauer hervor. Ich selber habe diese Finanzierungsmöglichkeit bereits in Anspruch genommen. Bei den gebotenen Konditionen (Stand 05/2017) der öffentlichen Hand, reduziert sich das Risiko der Kreditaufnahme auf ein Minimum:
- Kredithöhe maximal 7.200 EUR (Auszahlung in monatlichen Raten)
- 0,75% eff. Zins p.a. (Berechnung: 1,00% + 6-Monats-Euribor)
- Rückzahlung jederzeit möglich, Tilgungsbeginn spätestens 4 Jahre nach Auszahlung
- Kein Einkommensnachweis, keine Sicherheiten erforderlich
- Unabhängig von Bafög, Einkommen, Einkommen der Eltern etc.
- Keinerlei Kosten
Es handelt sich hierbei um eine Förderung im Rahmen des Bildungsprogrammes der Bundesregierung. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Gewährung der sogenannten Bundesgarantie. Hierbei handelt es sich um eine Ausfallbürgschaft des Staates, die im Falle von Rückzahlungsproblemen für den offenen Betrag inkl. Zinsen aufkommt. Die Forderung würde in solch einem Falle von der KfW-Bank auf das Bundesverwaltungsamt übertragen, dieses kann Stundungsanträge des Kreditnehmers genehmigen und somit die finanzielle Rückführung z.B. im Falle einer Langzeitarbeitslosigkeit erleichtern.
Private Finanzierungsmöglichkeiten
Neben den öffentlichen Förderungen können natürlich auch private Finanzierungs-möglichkeiten in Anspruch genommen werden. Oftmals handelt es sich hierbei um eine finanzielle Unterstützung durch Familienmitglieder oder der näheren Verwandschaft. Da diese Möglichkeit jedoch sehr stark personenbezogen ist und ein Erfahrungsbericht somit sehr subjektiv ausfallen würde, möchten wir uns ausschließlich auf die Finanzierung mittels klassischer Bank-Kredite beziehen.
Eine im Jahr 2012 durchgeführte Umfrage der Kreditplattform Smava kam zu dem Ergebnis, dass Privatkredite am häufigsten für die folgenden Verwendungszwecke genutzt werden:
- Haus, Garten, Heimwerken
- Umschuldung
- Auto & Motorrad
- Familie & Erziehung
- Liquidität
- Aus- & Weiterbildung
- Gesundheit & Lifestyle
- Reisen / Urlaub
- Feierlichkeiten & besondere Anlässe
- Unterhaltungselektronik & Technik
Ein Auslandssemester oder eine Sprachreise würde in dieser Aufstellung auf Platz 6 unter die Kategorie Aus- und Weiterbildung fallen. Bei Platz 8, Reisen und Urlaub, würden wir persönlich von einer Finanzierung abraten. Da es sich hierbei lediglich um reinen Konsum ohne jegliche Bildungskomponente geht, sollte dies immer aus eigenen Mitteln bezahlt werden. Es handet sich dabei nicht um eine Investition mit dauerhaftem Mehrwert!
Wie man sieht, sind also viele Menschen dazu bereit, für einen längeren Auslandsaufenthalt eine Finanzierung einzugehen. Banken bieten hierfür zahlreiche Kreditmöglichkeiten, diese werden oftmals mit „zur freien Verwendung“ oder als direkter „Bildungskredit“ gekennzeichnet. Ein Gang zur Hausbank kann hierbei als erste Anlaufstelle genutzt werden. Heutzutage nutzt jedoch eine überwiegene Mehrheit zunächst das Internet, um mithilfe eines Finanzierungsrechners (Werbepartner-Link) die verschiedenen Kreditangebote zu vergleichen:
Der oben dargestellte Vergleichsrechner lässt sich auf die individuellen Bedürfnisse der Kreditnehmer einstellen. Variable Kreditsummen, kurz- bis langfristige Laufzeiten sowie der Verwendungszweck sind frei wählbar und lassen zunächst keine Wünsche offen. Im weiteren Verlauf der Kreditvermittlung müssen die persönlichen Stammdaten sowie weitere Details preisgegeben werden. Bei vielen Anbietern erfolgt dann bereits eine relativ unkomplizierte Sofortzusage des gewünschten Betrages. Dank der andauernden Niedrigzinsphase bieten die Kreditinstitute derzeit einige äußerst verlockende Finanzierungensmöglichkeiten an.
Abschließend möchten wir festhalten, dass grundsätzlich jede Kreditaufnahme natürlich gut überlegt werden und gerade im Falle von Förderungsprogrammen das Geld nicht zweckentfremdet werden sollte. Eine Geldanlage in die eigene Bildung bietet jedoch bekanntermaßen sehr hohe Renditen, insbesondere bei Absolvierung eines Auslandssemesters oder einer Sprachreise ist der Einsatz von Fremdkapital daher definitiv eine Überlegung wert!
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